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Recircling / Yana Novotorova / Foto © Heike Kandalowski
DWDW - Die Sache mit den Bäumen / Armada Theater / Foto © Armada Theater
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SUITS / Kwarme Osei / Foto © Andreas Roehrig
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LET’S SING ANOTHER SONG! / POLARPUBLIK / Foto © POLARPUBLIK
DREAM MACHINE / Anke Retzlaff / Foto © Lev Gonopolski
CAMPING PARAISO / ANALOGTHEATER / Foto © Nathan Ishar

Nachruf auf unser langjähriges Vorstandsmitglied Rolf Dennemann

18.01.2024 Das NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste trauert um Rolf Dennemann. Der Regisseur, Schauspieler und Autor ist in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar 2024 verstorben. Rolf Dennemann war mehr als 15 Jahre lang durchgehendes Vorstandsmitglied des NRW Landesbüros.

Auf der FANFARE, dem Neujahrsauftakt unseres Verbands am 11. Januar in Dortmund, haben mit Harald Redmer und Nilüfer Kemper zwei langjährige Weggefährt*innen an Rolf Dennemann erinnert. Beide Beiträge veröffentlichen wir an dieser Stelle.

Beitrag von Harald Redmer

Mein Weggefährte Frank Heuel vom fringe ensemble meinte bei der Nachricht von Rolfs Tod: „Die ersten beiden Rhinozerosse sind gestorben“. Wir erinnerten uns an den Tod von Ludger Schnieder vor knapp einem Jahr. Nun Rolf. Zwei so gewichtige Wegbereiter der professionellen Freien Theaterszene in NRW sind so kurz hintereinander gestorben.

Rolf war in all den Jahren, in denen ich im Landesbüro gearbeitet habe, durchgehend im Vorstand des Landesbüros. Ich erinnere mich also an zahlreiche Begegnungen mit ihm in unserem Büro und an Sitzungen aller Art, z.B. bei Kurt Eichler hoch oben in seinem Büro im Dortmunder U, wenn es um Planungen für die jew. nächste Festivalausgabe der FAVORITEN ging. Rolf, selbst zweimal künstlerischer Leiter des Festivals, war erfahrener und kritischer Begleiter der Findungsprozesse.

Rolf gehörte quasi zu meinem Arbeitsplatz. Ich kannte das Rhinozeros also ziemlich gut und interpretiere das Bild mal so für mich:

Beharrlich, eigenwillig, nicht so leicht aus der Bahn zu werfen, mit unverbrüchlichem Selbstvertrauen, keine Angst anzuecken, angriffslustig, mit provokativem Kunstverständnis, durchaus reizbar, aber charmant und empfindsam, gelegentlich weise, aber mürrisch - und nicht zuletzt misstrauisch. Misstrauisch besonders gegenüber Autoritäten, misstrauisch ganz besonders gegenüber vermeintlichen Autoritäten, hier im Speziellen misstrauisch gegenüber Verwaltungsautoritäten.

Beim Kaffee im Büro verzweifelten wir oft gemeinsam an den Staatsorganen, denen wir uns in unserer Arbeit oft so schonungslos ausgeliefert sahen.

Nun, in den guten Zeiten, in denen Rolf noch nicht so sehr mit Krankheiten zu kämpfen hatte, kriegten wir die Kurve und einigten uns auf einen gemeinsamen Blick der Ironie, zuweilen auch der bitteren Ironie, auf die Welt und ihre Organe.

Ich fand einen Satz in Siri Husvedts wunderbarem Roman Der Sommer ohne Männer. Boris bittet seine Frau Mia im ernsten Krisengespräch: „Können wir nicht mal auf Ironie verzichten?“ – und Mia antwortet: „Wie um Himmels Willen, glaubst Du, hätte ich es ohne geschafft?“

Eine kluge Überlebensstrategie auch für einen freischaffenden Künstler, die gut zu Rolf passte.

Lieber Rolf, ich hoffe, du bist dort oben in einer verwaltungsfreien Zone angekommen. Falls nicht - man weiß es ja nie - bin ich sicher, du hast einen ausreichenden Vorrat an Ironie für alle Fälle mitgenommen.

Alles Gute Rolf. Danke für alles.

Harald Redmer war von 2013 bis 2020 Geschäftsführer des NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste

Beitrag von Nilüfer Kemper

Rolf war nicht nur ein sehr besonderer Künstler, der sich vor allem auf site-specific-Projekte in öffentlichen oder privaten Räumen spezialisiert hatte.

So hat er in seinen 40 Jahren als Regisseur neben Bühnen auch Friedhöfe, Schrebergärten, Hinterhöfe, Industriebrachen, Einkaufspassagen, einen Erotik Club und vieles mehr bespielt - und dies immer in Kollaboration mit vielen lokalen bis internationalen Künstler*innen.

Rolf war zudem auch kulturpolitisch sehr engagiert und mischte sich ein. Und zwar stets mit deutlichen und unbeirrbaren Haltungen für die Kunst.

Bereits in den 90er Jahren hat er als Mitglied unseren Verband aktiv mitgestaltet. Wir hießen damals noch Kooperative Freier Theater.

Ende der Neunziger Jahre hat er in unserem Auftrag das internationale Festival off limits und zweimal das Festival Theaterzwang - dem Vorgänger vom Favoriten Festival - geleitet.

Danach war er beachtliche 17 Jahre, also von 2006 bis 2022, Vorstandsmitglied unseres Verbandes und hat die vielen Transformationen, unsere Expansion sowie viele kulturpolitische Aktivitäten und Kämpfe begleitet.

Rolfs Motto war: kreatives Risiko und motivierender Zweifel.

Der Theaterkritiker Stefan Keim nannte ihn einen wundervoll wunderlichen und schonungslosen Theatermacher mit absolut unabhängigem Geist.

Und es gibt einen sehr schönen Nachruf von artscenico, dem Label dass er 1990 unter anderem zusammen mit mir gegründet hat. Ich durfte die ersten zehn Jahre bei artscenico als Produktionsleitung an Rolfs Seite wichtige berufliche Erfahrungen machen und mein erstes großes internationales Projekt realisieren.

Den Nachruf und detaillierte Infos über die Beisetzung am 24.01. auf dem Dortmunder Hauptfriedhof findet ihr auf www.artscenico.de.

Ein Großer ist gegangen.

Aber er hätte heute sicherlich sehr großen Spaß mit dem Social Muscle Club gehabt.

Und schaut uns sicherlich schmunzelnd zu. Ich wünsche einen tollen Nachmittag uns allen gemeinsam.

Nilüfer Kemper ist seit 2019 Vorstandsmitglied des NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste

Informationen zur Trauerfeier

Die öffentliche Trauerfeier und Beisetzung findet am 24.01.2024 auf dem Hauptfriedhof Dortmund statt. Die Trauerfeier beginnt um 12.00 Uhr in der großen Trauerhalle des Hauptfriedhof Dortmund.